Langenschwarz

Langenschwarz

Zwischen dem Haun- und Fuldatal liegt an der Straße von Burghaun nach Langenschwarz der Kiebitzgrund. Er beginnt mit dem „Torfstich“ von Großenmoor, einem Moor in der beachtlichen Größe von etwa 25 Hektar, und umfasst die Siedlungen Großenmoor, Hechelmannskirchen, Schlotzau und Langenschwarz. Seinen Namen hat der Grund von den Kiebitzen, die, von Menschen unberührt,
neben wilden Enten, Bekassinen (der „Meckergeis“ oder „Himmelsziege“), Störchen und Fischreihern hier in großen Scharen nisteten. Das größte Dorf im Kiebitzgrund blickt auf seine längste Geschichte zurück. Es hieß bis in das 17. Jahrhundert hinein nur Schwarz. Noch im Jahre 1677 wird der Ort in den Lehensakten „Schwartza vulgo Langenschwartz“ genannt.
Es wird bereits 801 in der Schenkungsurkunde erwähnt, in der Walto seinen großen Besitz dem Kloster Fulda übereignete. In der Mitte des 12. Jahrhunderts schenkte Abt Heinrich oder Konrad dem Kloster Petersberg zusammen mit Hechelmannskirchen, Schlotzau, Schletzenrod u. a. Ortschaften im Kiebitz- und Haungrund. In den folgenden Jahrhunderten erfahren wir wenig von dieser Ortschaft. Wir wissen nur, dass ein Rittergeschlecht hier im 13. und 14. Jahrhundert existierte, das aber nicht sesshaft blieb, sondern seine Güter abstieß. Mit dem Rittergeschlecht war auch ein Gericht verbunden, ein Zeichen, dass dieser Ort von größerer Bedeutung war. Zu dem Gericht gehörte außer dem Dorf Langenschwarz noch Rimbach, Hechelmannskirchen und Schlotzau.
Nach Abzug der Ritter von Langenschwarz dehnte sich das in Wehrda ansässige Geschlecht von Trümbach bis hierhin aus. Es erwarb das Gericht daselbst zu Hälfte als Pfandbesitz im Jahre 1485, konnte diesen Besitz aber nicht lange halten, denn wir sehen im Jahre 1494 die von Buchenau im Besitz des Dorfes. Es war damals eine Wüstung und war wohl ein Opfer der Fehde zwischen den Buchenauern und dem Abt von Fulda geworden. Mit zehnfacher Übermacht hatten die Buchenauer Ritter den Abt überfallen. Aber der Abt war Sieger geblieben. Die Buchenauer blieben allerdings fortan in Langenschwarz sesshaft, und die Grabsteine in der Dorfkirche erzählen uns von dem Schicksal dieses Zweigs von 1506 bis 1688. Hier finden wir auch die Grabplatte eines Präfekten von Schachten, der hier 1607 sein Leben beendete. Er war, wie seine Ahnentafel zeigt, mit den Buchenauern versippt und von dem nahen Schlitz herübergekommen, wo die Schachten sich eingenistet hatten. Das Gebiet wurde später als Buchenauer Besitz ein ritterschaftliches Gericht wie Wehrda, Buchenau und Mansbach. Es gelang aber dem Abt von Fulda, in den Jahren 1677 bis 1688 Wolf von Gudensberg und den anderen Buchenauern Erben einen Teil dieser Rechte abzukaufen, so dass er diese neu vergeben konnte. Er belehnte damit ein illegitime Nebenlinie des vom Vizekanzler Joannes abstammenden Hauses, den Johann Ludwig von Langenschwarz und seine Frau Anna Sabina Schallart (1677). Sie wurde 1688 als Witwe zum zweiten Male mit dem Schloss investiert und schließlich auch 1714 mit ihren Kindern Johann, Anton, Caspar, Theoderich und Maria Philippine (vermählt mit Hartmann von Berlepsch); 1715 wurde Johann Anton nach dem Tode der Mutter mit dem Schloss belehnt. Er hatte im Jahre 1713 den mittleren Bau des Gutshauses angebaut und renovierte auch den linken Flügel, an dem uns sein Wappen mit der Jahreszahl 1737 begegnet. Das Gericht fand in dem Schloss gegenüberstehenden Gebäude links der Straße statt. Vor dem Eingang zum Schloss stand der steinerne Pranger, dessen Stumpf mit dem Hals für die Kette noch erhalten ist. Das Dorf wird 1455 als Wüstung bezeichnet. Eine Fehde muss um diese Zeit verheerend gewirkt haben, denn auch Rudolphshan, die Leimbachshöfe, Herberts, Gruben, die Ober- und Nieder-Rainhöfe werden in dem Urbar der Ritter von Hune 1501 als Wüstungen bezeichnet neben Sinziges, das früher schon aufgegeben sein mag.
Es wurde aber wiederaufgebaut und zählte 1631 49 Haushaltungen. Unter dem 30jährigen Krieg muss das Dorf ebenfalls stark gelitten haben, denn es zählte 1680 nur noch 18 Haushaltungen. Bei diesen Angaben ist allerdings nicht das ganze Dorf gemeint. Es war nämlich in zwei Teile gespalten, den fuldischen Teil den Vizekanzler Joannis von den Buchenauer Erben für Fulda abgekauft hatte, und den ritterschaftlichen. Im Jahre 1757 zählte die Gemeinde „nebst den drei Mühlen“ 580 Seelen, wie aus einer Urkunde hervorgeht, die im Turmknauf der 1757 von dem Schieferdecker Schmidt in Schlitz reparierten Kirche aufbewahrt war. Wegen der geteilten Herrschaft hatte das Dorf auch zwei Bürgermeister. So hatte man 1761 „zwei Bürgermeister auf ein halbes Jahr bestellt, wenn aber Friede wieder scheinet, sollen die 2 Bürgermeister wieder ein ganzes Jahr stehen“. Auch im Jahre 1776 wurden noch zwei Partien unterschieden. Bei der Neubesetzung der Pfarrerstelle wurden die „fürstlichen Untertanen“ und die „adeligen“ gefragt, ob sie den von Burghaun verstoßenen Pfarrer annehmen wollten. Beide lehnten ihn ab. Noch imJahre 1813 wurde ein Pfarrer von dem Amtsvogt Weber aus Burghaun und dem Amtmann Bock aus Langenschwarz eingeführt.
So gilt auch die von dem Amtmann von Burghaun im Jahre 1789 aufgenommene Zahl von acht Bauern, 12 Hüttnern und 10 Beisassen offensichtlich nur für einen Teil, und zwar den kleineren der Gemeinde. Die Zahl der Taufen, die im Durchschnitt der Jahre 1767-1775 vierzehn betrug (bei 550 Seelen im Jahre 1757), stieg im Durchschnitt der Jahre 1810 - 1820 auf 24,2 (ev. Kirchenbuch L.). Dieses lässt auf einen starken Bevölkerungszuwachs schließen.

1846 zählte Langenschwarz sogar 1146 Einwohner, darunter ungefähr 300 Juden.
Im gesamten Kirchspiel Langenschwarz (mit Hechelmannskirchen, Schlotzau und Großenmoor) wohnten:
1864: 1803 Seelen (1569 ev. 112 kath. 122 Juden)
1884: 1673 Seelen (1533 ev. 88 kath. 52 Juden )
1934: 1405 Seelen (1355 ev. 50 kath. – Juden )
Die starke Abnahme von 1864 bis 1934 gibt im kleinen ein getreues Spiegelbild des gesamten wirtschaftlichen Lebens von Deutschland in diesem Zeitraum. Die Agrarverhältnisse des Landes hatten den Überschuss der Bevölkerung nicht aufnehmen können. Sie war deshalb zum Auswandern gezwungen, soweit sie nicht im Frankfurter Gebiet in der Erntezeit Arbeit fand. Wir finden so auch Leute von Langenschwarz bei den Auswanderern, die nach den Türkenkriegen in das freigewordene Südungarn zogen und im Donauland Grenzwache für das Abendland hielten.
Da der Boden die gesamte Bevölkerung nicht ernähren konnte, lebten die Einwohner von dem zusätzlichen Ertrag ihrer Weberei und Färberei. Die Waren im Kiebitzgrund wurden von den Verlegern in Schlitz, Hünfeld und Fulda aufgekauft. Vorübergehend hatten sich im Ort selbst zwei größere Betriebe herausgebildet, die Verleger Opfer und Gebrüder Schmitt. Sie ließen auch Tuche aus Baumwolle herstellen. In jedem Hause stand ein Webstuhl. Manche Familie lebte nur von dem Ertrag ihrer Weberei. Die Söhne gingen auch als Maurer in die aufkommenden Industriegebiete und
kehrten im Winter wieder zurück. Manche wanderten auch seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts nach dem Lande der großen Möglichkeit, den USA, aus. Es verzogen in dem Zeitraum von 1864-1934

  • nach Schlitz 28 Personen
  • nach Fulda 3 Personennach Hünfeld und Umgebung 16 Personen
  • in den Raum von Frankfurt 82 Personen
  • nach Westfalen 36 Personen
  • in andere Gegenden Deutschlands 38 Personen
  • nach den USA 11 Personen

Aus dem ersten Weltkrieg kehrten 42 Söhne der Gemeinde nicht mehr zurück.

Die Gemeinde zählte
1631: 49 Haushalte
1757: 580 Seelen
1846: 1146 Seelen, darunter 300 Juden
1884: 845 Einwohner
1895: 772 Einwohner
1930: 625 Einwohner in 134 Häusern
1956: 731 Einwohner